Berichte - Martinsgemeinde Angermünde

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Lesepredigt während der Corona-Krise

Martinsgemeinde Angermünde
Veröffentlicht von Pfr. K. Schröter in Predigttext · 5 April 2020
Lesepredigt während der Coronakrise für den 6. Sonntag in der Passionszeit, Palmarum, 05. April 2020 für Freunde und Glieder der Martinsgemeinde Angermünde und der Missionsgemeinde Berlin-Marzahn:

Markus 14 Verse 1 bis 9
 
Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und den Tagen der ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie Jesus mit List ergreifen und töten könnten.  Denn sie sprachen: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe.
Und als Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.
 
Gebet:

Aus väterlicher Liebe hast du deinen Sohn nicht verschont, sondern hast ihn an das Kreuz und in den Tod dahingegeben. Wir bitten dich: gib deinen Geist in unsere Herzen, dass wir durch diese Gnade getröstet werden, uns vor Sünden hüten, geduldig tragen was du uns auflegst, und mit dir ewig leben. Durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen

Text:
 
In Christus herzlich geliebte Gemeinde!
Zwei Linien treffen heute in einem Schnittpunkt zusammen. Zwei Themen treffen sich in dem einen zu verkündigenden Christus: Da ist zum einen das Sonntagsevangelium, das diesem Sonntag den Namen gegeben hat: Palmarum: Jesus zieht in Jerusalem ein. Jesus wird als König und Messias verehrt und doch ein paar Tage später von allen verlassen, verhaftet, verraten und an das Kreuz geschlagen. Und da ist unser Predigtwort: der Beschluss, Jesus zu töten und Jesu Salbung in Betanien.
1. Jesus zieht in Jerusalem ein: Ja, es geht auf die Hauptstadt. Nein, es kann nicht sein, dass ein Prophet außerhalb Jerusalems stirbt. Und ja, die Leute sind gespannt und wollen mit dabei sein. Sie erkennen selbstverständlich, was diese Zeichenhandlung, dieser Esel durch dieses Stadttor Jerusalems zu bedeuten hat: Jesus ist der erwartete Messias, der Retter, der neue religiöse und politische Führer unseres Volkes. In ihm kommt Gott selbst zu uns: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitet auf einem Esel (Sacharja 9, 9). Und sie stimmen den Lobpsalm 118 an: O Herr hilf, o Herr, lass wohlgelingen: Hoschianna, Hoschieni (Ps 118, 25). Palmen werden gestreut für den Retter und Herrn. Und dennoch wird dieses Wort: „König der Juden“ in nicht einmal einer Woche über seinem Kreuz als Todesursache stehen. Und nur noch wenige, kein Vergleich zu den Massen heute, werden unter seinem Kreuz aushalten.
2. Und da ist unser Predigtwort von heute. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten fassen den Entschluss, Jesus zu töten. Es soll aber eben nicht bei dem Fest geschehen. Und dann wird Jesus gesalbt mit dem Teuersten und Edelsten, was es damals gibt: Nardenöl. Und es ist ein Wohlgeruch. Jeder weiß und riecht: das ist ein Vermögen wert. Das Jahresgehalt eines Tagelöhners: 300 Silbergroschen/300 Tage arbeiten oder auf heute umgerechnet: Mindestens 12 mal Hartz IV. Dafür, dass Jesus verraten wurde und in die Hand der Hohenpriester übergeben wurde, hat Judas 30 Silbergroschen bekommen, einen Monatslohn, (einmal Hartz IV) Und Jesus deutet dieses Tun, diese Salbung: Zum einen: sie hat ein gutes Werk getan, sie hat in mir den Gesalbten erkannt, den Messias. Diese Frau sieht mehr in mir als meine eigenen Leute, als meine eigenen Jünger. Und Jesus sagt: Sie hat es jetzt schon, im Voraus getan für mein Begräbnis. Ja, ich werde sterben und darin wird sich mein Messias-Sein, mein Christus-Sein, mein Gesalbt-Sein erfüllen.
3.Und die Frage ist nun, was machen wir heute daraus? An einem Tag, an dem wir keine unnötigen Kontakte haben sollen, wo wir keinen gefährden sollen. Wo es einen Bußgeldkatalog gibt, der auch eingefordert, kontrolliert wird.   
In manchen Gemeinden war es üblich, am Sonntag Palmarum die Jugendlichen zu konfirmieren. Sie sollten zum einen Jesus als König und Herrn preisen und zum anderen: Sie sollen, wenn die ganze Gemeinde die Heiligen Tage: Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern begeht, dabei sein, mitfeiern, nicht mehr außenvor stehen.
Palmsonntag, den Höchsten Politiker, den König und Herrn, den Gottes und Menschensohn verehren mit allem, was uns zur Verfügung steht: mit unseren Kleidern und Mänteln, mit Blumen und Girlanden, Palmenwedeln und Zweigen (Buxbaum und Weidenkätzchen).   Palmarum- die heilige, die Stille, die Karwoche beginnt. Und sie wird in diesem Jahr so ganz anders sein. Keine Gottesdienste, keine Pilgerströme in Jerusalem, in Rom oder in unseren Kirchen. Kein Osterspaziergang mit vielen geputzten Menschen auf den Straßen und Wegen.
Und doch, was Christus will, was er für uns ist, geschieht bei uns drinnen, in unseren Herzen. Es ist keine großartige öffentliche Salbung Jesus. Nein, im kleinen Kreis der Hausgemeinde überschreitet diese Frau alle Grenzen, geht auf Jesus zu und salbt ihn. Mag die Welt von diesem Jesus halten, was sie will, sei er nun der Aufrührer, den es zu beseitigen gilt, wie es die Hohenpriester und Schriftgelehrten meinen. Mag er der sein, der sich sonst um Formen und Etikette nicht geschert hat. Und man mit Geld doch auch soviel anders gutes hätte machen können. Dieses Jesus ist einer, von dem wir Hilfe und Heil erwarten: Hosianna – O Herr Hilf, o Herr, lass wohlgelingen – und er ist einer der dieses Heil für uns durch seinen Tod vollbringt und vollendet. Indem Jesus für uns stirbt, rettet er uns, hilft er uns.
Auch wenn es gegenwärtig so scheint, dass nicht einmal dieser Jesus uns hilft, dass wir nicht einmal in seiner Kirche und Gemeinde Gottesdienste und das Heilige Abendmahl feiern dürfen, so ist er doch der Herr der Weltgeschichte, der uns durch diese Krise hindurch trägt. Wir lernen und erfahren von dieser Frau: Christus ist uns das allerbeste wert, sei es Geld oder Zeit, sei es das eigene Herz. Und dazu braucht es in diesem Jahr keine öffentlichen Beweise, sondern das stille Kämmerlein, die eigene persönliche Besinnung und Verehrung dieses Königs und Herrn.
Zwei Linien treffen heute in einem Schnittpunkt zusammen. Zwei Themen treffen sich in dem einen zu verkündigenden Christus: Da ist zum einen das Sonntagsevangelium, das diesem Sonntag den Namen gegeben hat: Palmarum: Jesus zieht in Jerusalem ein. Jesus wird als König und Messias verehrt und doch ein paar Tage später von allen verlassen, verhaftet, verraten und an das Kreuz geschlagen. Und da ist unser Predigtwort: der Beschluss, Jesus zu töten und Jesu Salbung in Betanien. Wir sind in diesen Tagen auf uns geworfen, auf den kleinen Kreis der Hausgemeinschaft, ganz ohne breite Öffentlichkeit. Und dennoch können wir ihn verehren als König und Herrn. Wir können ihn verehren als König und Herrn, der sein Leben für uns gegeben hat. So geben wir ihm das wertvollste, was wir haben: unser Herz. Amen.

Fürbittgebet:

Barmherziger, ewiger Gott,
getroffen von der großen Not der Corona-Krise in der ganzen Welt, aber eben auch in unserem Land, kommen wir zu Dir. Wir rufen Dich an und bitten Dich um Dein gnädiges Erbarmen.
Wir rufen zu dir: O Herr hilf, o Herr, lass wohlgelingen!

Blicke auf die vielen Menschen, deren Alltag jetzt massiv belastet ist. Schenke den un-zähligen Erkrankten Heilung und den Verzweifelten Hoffnung.
Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden. Tröste jene, die jetzt trauern, weil sie Tote zu beklagen haben.
Wir rufen zu dir: O Herr hilf, o Herr, lass wohlgelingen!

Gewähre den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie für neue Impfstoffe und Heilmittel. Gib allen Schwestern und Pflegern Kraft in dieser extremen Belastung.
Schenke den politisch Verantwortlichen Klarheit für richtige Entscheidungen.
Wir danken für alle Frauen und Männer, die gewissenhaft die Versorgung und Infrastruktur unseres Landes aufrecht erhalten.
Wir rufen zu dir: O Herr hilf, o Herr, lass wohlgelingen!

Wir beten für alle, die in Panik sind oder von Angst überwältigt werden. Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden erleiden oder befürchten.
Wir rufen zu dir: O Herr hilf, o Herr, lass wohlgelingen!

Lieber Vater, wir bringen Dir alle, die in Quarantäne eingeschlossen sind, die sich ein¬sam fühlen und niemanden an ihrer Seite haben.
Stärke besonders die Herzen der alten und pflegebedürftigen Menschen, berühre sie mit Deiner Sanftheit und gib ihnen die Gewissheit, dass wir trotz allem miteinander verbunden sind.
Wir rufen zu dir: O Herr hilf, o Herr, lass wohlgelingen!

Von ganzem Herzen flehen wir, dass die Epidemie abschwillt und dass die medizinischen Einrichtungen und Ressourcen den aktuellen Anforderungen gerecht werden können.
Wir beten, dass die Zahlen der Infizierten und Erkrankten zurückgehen. Und wir hoffen, dass in allen Bereichen bald wieder Normalität einkehren wird.
Wir rufen zu dir: O Herr hilf, o Herr, lass wohlgelingen!

Gnädiger Gott, mache uns dankbar für jeden Tag, den wir gesund verbringen. Lass uns nie vergessen, dass unser Leben ein zerbrechliches Geschenk ist. Ja, wir sind sterbliche Wesen und können nicht alles kontrollieren.
Du allein bist Ursprung und Ziel von allem, Du allein bist gnädig, barmherzig und von großer Güte.
Dein Heiliger Geist bewahre unsere Herzen in der Dankbarkeit. Getragen von einem tiefen Frieden werden wir die Krise bestehen.
Jesus, Du Herr und Bruder aller Menschen, Deine Gegenwart vertreibt jede Furcht, sie schenkt Zuversicht und macht unsere Herzen bereit, offen und aufmerksam füreinander. Amen.

Ankündigungen:

Sehr gerne würde ich an dieser Stelle etwas in den Ankündigungen benennen. Leider ist mir das wegen der Corona-Krise nicht möglich. Es geht darum, Menschenleben zu retten. Reduzieren wir alle sozialen Kontakte auf ein Minimum, um ältere und vorerkrankte Menschen zu schützen. Entlasten wir die helfenden Berufe, indem wir uns nicht leichtsinnig verhalten. Wahren wir Ruhe und Abstand und die nötige Vorsicht. Gottesdienste sind bis auf weiteres verboten.
Rufen wir unseren dreieinigen Gott an, dass er uns hilft. Und kümmern wir uns um die, die unsere Hilfe nötig haben (Telefonieren, Einkaufen, Ermutigen, Trösten, Bestärken)
Was Gott uns sagen will, wissen wir nicht. Aber er wird uns helfen, dass wir durch diese Krise hindurchkommen werden.
Herzliche Grüße, bleiben Sie Gott befohlen,
Ihr Kirsten Schröter



Erstellt von Martina Lamprecht
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