Berichte - Martinsgemeinde Angermünde

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Lesepredigt während der Corona-Krise

Martinsgemeinde Angermünde
Veröffentlicht von Pfr. K. Schröter in Predigttext · 18 April 2020
Lesepredigt während der Coronakrise für den 1. Sonntag nach Ostern, Quasimodogeniti, 19. April 2020 für Freunde und Glieder der Martinsgemeinde Angermünde und der Missionsgemeinde Berlin-Marzahn:

Jesaja 40, Verse 26 bis 31
 
Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«? Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
 
Gebet:

Herr Gott, himmlischer Vater, du hast durch deinen eingeborenen Sohn den Tod besiegt und uns den Weg zum ewigen Leben eröffnet: wir rühmen deine wunderbare Tat und bitten dich, verleihe uns den Heiligen Geist, dass wir durch die Auferstehung deines lieben Sohnes getröstet werden, im Glauben und in der Zuversicht Tag für Tag zunehmen und einst selig werden. Durch Jesus Christus, unsern Herrn.  Amen.

Text:
 
Liebe Schwestern in Christus, liebe Brüder im Herrn!
Menschen gerettet aus Seenot, 50 „Stück“, Untergebracht auf einem kleinen Schiff. Wie soll es weitergehen? Wer gewährt diesem Schiff die Anlegeerlaubnis? Wer nimmt dieses Flüchtlinge auf? Durchhalten, warten, was passiert. Und in dieser Enge nicht durchdrehen, nicht das gerettete Leben beenden durch einen Suizid oder es auf eigene Faust versuchen und an Land schwimmen.
Durchhalten, denn wir haben keine Kurzstrecke, sondern einen Marathon vor uns. Das ist keine leichte Aufgabe, sondern auf den ersten Blick unüberwindlich. Durchhalten und die eigenen Kräfte einteilen, dass uns nicht vor dem Ziel, vor dem Ende die Puste ausgeht. Doch wissen, wir, ob es Hilfe geben wird? Wissen wir, ob wir gerettet werden oder untergehen? Machmal scheint die Hilfe so weit weg. Manchmal ist das Ziel noch nicht einmal annähernd zu sehen oder abzuschätzen. Manchmal ist die Not, die Enge, die Angst, die Einsamkeit so groß, dass man sich von allen verlassen fühlt.
Was bedeutet das für uns heute? Was heißt das in der Krise? Was heißt das in der Corona-Pandemie? Wann wird sich unser Lebensraum endlich wieder vergrößern? Wann werden die Schulen wieder öffnen, die Kinder ihre Freunde und Lehrer treffen? Wann wird es wieder die geregelte Arbeit geben ohne homeoffice? Wann kann ich meine lieben Verwandten und Freunde wieder sehen? Wie lange wird die Kontaktsperre für die Risikogruppen noch bestehen bleiben? Wie soll man ein verantwortetes normales Leben führen in solch unwirklichen Zeiten?
Gott, hast du uns verlassen? Ist es dir egal, wie es uns geht? Wer führt unsere Sache, unsere Sorgen und Probleme zu einem sinnvollen Ziel und überwindet sie? Wie lange können Menschen das durchhalten und was und wer wird am Ende übrig bleiben?
Wir sind nicht auf das Heute festgelegt. Wir haben eine Geschichte. Viele von uns, und besonders die Älteren haben schon ganz andere Krisen bewältigen müssen.
Auch früher haben Menschen Krisen erfahren.
  1. Von einer erzählt das Wort aus dem Propheten Jesaja
  2. eine andere ist die des Todes Jesu
  3. Was können wir heute sagen?

(1)Von einer Krise erzählt das Wort aus dem Propheten Jesaja
Es war eine Krise für das Volk. Wiederholt haben sie auf das falsche Pferd gesetzt. Wiederholt haben sie sich den schwächeren Partner gewählt, um den Feinden Paroli zu bieten. Und am Ende alles verloren. Beim ersten Mal wurde nur die Oberschicht abgeführt, in die Verbannung deportiert. 10 Jahre später dann auch die Übrigen. Dieser Gott, dem wir vertrauten, hat uns verlassen. Er hat uns nicht beschützt. Sogar sein Heiligtum, der Tempel ist zerstört, liegt in Trümmern. Und wir in der Fremde Babylons. „An den Flüssen zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Jerusalem gedachten...“ (Ps 137) Wird es Rettung geben? Wird Gott Hilfe schicken? Werden wir unsere Heimat wiedersehen? Es ist nicht so, dass Gott sein Volk nicht gewarnt hätte. Oft hat er ihnen das Gericht verkündigen und durch die Propheten ausrichten lassen. Doch hören wollten sie nicht.
Doch in dieser Krise fangen Menschen an zu beten: Gott, hast du uns für immer verlassen? Interessierst du dich gar nicht, was aus uns wird? „Mein Weg ist dem Herrn verborgen und mein Recht geht vor dem Herrn vorüber“ (V.27) Gott weiß gar nicht, durch welche Krise wir gerade hindurchgehen. Und etwas, worauf man sich verlassen kann, etwas, das ich einfordern kann, mein Recht auf Leben, auf Unversehrtheit scheint den Himmlischen nicht zu interessieren. Es geht an ihm vorüber.
Doch Gott ist der andere, der ganz andere. In der Krise fordert er uns auf, dass wir aufblicken. Es geht darum, nicht trübsinnig vor sich hin zu starren. Sondern aufzuschauen, den Blick zu erheben auf das, was Gott alles getan hat.
Wer einen Garten hat, kann mit Paul Gerhardt schauen: Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.“ (ELKG 371,1) Oder in sternenklarer Nacht den Himmel bewundern und schauen und sehen, was Gott alles getan hat. Was er sich vornimmt, das gelingt. „Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. (V.26)
Unser Predigtwort ruft uns auf, nicht auf unsere eigene Kraft zu vertrauen, sondern auf den Herrn. „Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“(V.29-31)

(2) eine andere Krise ist die des Todes Jesu
Aber geht das so einfach? Können Menschen, die auf Gott vertrauen, einfach ihre natürlichen Grenzen überschreiten? Können Christen der Erschöpfung trotzen? Nein, wir haben keinen Supertrank oder eine extra Portion Kraft. Auch wir kennen beengte Situationen, wo uns die Kraft zum leben fehlt, wo uns der Raum fehlt, uns zu entfalten, wo uns die Hilfe fehlt, die wir so nötig brauchen. Und dennoch sind wir nicht allein, sondern haben eine andere Perspektive. Seit Ostern schauen wir anders auf die Welt. Da ist einer, der den Tod überwunden hat. Da ist einer, der unsere Ängste und unsere Not getragen hat. Da ist einer, der sich hat auslachen, verraten, auspeitschen lassen. Und er hat dennoch Gott vertraut, dass das sein Weg ist, den er gehen soll. Und dieser Jesus ist erhört worden. Das Kreuz war nicht das Ende. Der schmachvolle Tod an Karfreitag war nicht das Ende der Geschichte. Gott auferweckte seinen Sohn. Und seit Ostern scheint uns jeden Sonntag neu die Ostersonne. Der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern das Leben mit diesem Gott.
Jesus durchlitt all unser Misstrauen in diesen Gott, unseren Fehlenden Glauben, unsere Sünde, dass wir in der Not nicht untergehen, dass wir auch in unseren Lebenskrisen an der Güte Gottes nicht zweifeln. Das letzte Wort hat das Leben.  

(3) Was können wir heute sagen?
Wir haben eine Perspektive. Wir wissen, dass es ein größeres Schiffe, einen sicheren Hafen gibt, in den wir einmünden werden. Das macht uns das jetzige, heute Leben in der Enge und den Widrigkeiten des Lebens erträglicher. Diese Hoffnung ist nicht unser Vermögen, sondern Gottes Perspektive, die er uns schenkt. Gott will unseren Blick weiten, dass wir ihm vertrauen auch heute, auch jetzt in der Corona-Krise.
Es gibt nicht nur das chaotische Meer. Es gibt nicht nur das eine kleine Schiff, die Kirche, die uns seit unserer Taufe aufgenommen hat. Die uns manchmal viel zu eng und zu klein scheint. Es gibt Gottes Hilfe, Gottes Rettung, Gottes Heil in seinem Sohn Jesus Christus, der alles, was uns Angst macht, besiegt. Er gibt uns Kraft zu schauen, zu vertrauen, zu laufen und zu fliegen. Amen.

Fürbittgebet:

  • Herr Gott, himmlischer Vater, wir danken dir, dass du dein Volk Israel in aller Not und Gefahr begleitet und gerettet hast. Wir danken dir, dass du sie wieder sicher in ihr Land geleitet hast. Wir bitten dich: schenke du gute Lebensbedingungen, Vertrauen und Frieden in Israel und Palästina. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Herr, du siehst Menschen, die keine Lebensperspektive in ihrem Land sehen, die sich auf der Flucht befinden und auf Hilfe angewiesen sind. Wir bitten dich: Schicke ihnen wirksame und schnelle Hilfe. Öffne unsere Herzen und Hände, dass sie sichere Häfen erreichen und eine neue Heimat finden. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Wir bitten dich für die Menschen, die am Rand ihrer eigenen Kräfte leben und arbeiten. Sei du bei allen, die den Kranken und Hilfsbedürftigen helfen und beistehen. Sei du bei allen, die unser Leben aufrechterhalten, indem sie treu ihren Dienst tun. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Wir bitten dich für alle, die ihren Glauben in deine Güte und Größe verloren haben. Weite ihren Blick. Schicke ihnen Menschen und Worte, die sie trösten. Wecke in ihnen neues Vertrauen und entzünde das Feuer des Glaubens in ihnen. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Wir bitten dich für die Regierenden, dass sie sich gut beraten lassen und sinnvolle und sichere Entscheidungen treffen, dass Menschen geholfen wird und sich das alltägliche Leben angemessen zu normalisieren beginnt. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Wir bitten dich für deine Kirche, dass sie dein Wort freudig und fröhlich verkündigt, dass Menschen Lebens- und Glaubensperspektiven eröffnet werden, die über unser Kräfte gehen, weil du sie schenkst. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Wir bitten dich für uns selbst. Stehe du uns bei in unserer Not, sei nahe den Kranken und Sterbenden, sie du bei den Trauernden und Verlassenen. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Schicke du gute Wachstumsbedingungen auf den Feldern, sichere Arbeit, Betriebe und das tägliche Brot. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

  • Gib ein gutes Miteinander der Jungen und Alten. Gib Verständnis und Toleranz und Hilfsbereitschaft und Liebe. Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

Ankündigungen:

Sehr gerne würde ich an dieser Stelle etwas in den Ankündigungen benennen. Leider ist mir das wegen der Corona-Krise nicht möglich. Es geht darum, Menschenleben zu retten. Reduzieren wir alle sozialen Kontakte auf ein Minimum, um ältere und vorerkrankte Menschen zu schützen. Entlasten wir die helfenden Berufe, indem wir uns nicht leichtsinnig verhalten. Wahren wir Ruhe und Abstand und die nötige Vorsicht. Gottesdienste sind bis auf weiteres verboten.
Rufen wir unseren dreieinigen Gott an, dass er uns hilft. Und kümmern wir uns um die, die unsere Hilfe nötig haben (Telefonieren, Einkaufen, Ermutigen, Trösten, Bestärken)
Was Gott uns sagen will, wissen wir nicht. Aber er wird uns helfen, dass wir durch diese Krise hindurchkommen werden.
Herzliche Grüße, bleiben Sie Gott befohlen,
Ihr Kirsten Schröter



Erstellt von Martina Lamprecht
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